05.06.2016

Newsletter Nummer 045

Liebe Freund*innen und Genoss*innen,

wir laden Euch herzlich zu unserem Perspektive-Tresen zum Thema »Ausbeutung im Knast« am 14. Juni 2016 um 19 Uhr im Bandito Rosso ein. Zwei Aktivisten des Berliner Free-Mumia-Bündnis werden über die Entwicklung der Gefängnisindustrie und über den Widerstand dagegen sprechen. Außerdem wird ein Vertreter der Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO) über den Kampf von Gefangenen in der BRD berichten.

Außerdem rufen wir Euch auf, sich an der Demonstration unter dem Motto »Bleiberecht für alle Sinti und Roma!« zu beteiligen. Die Demonstration zum und Dauerkundgebung vor dem »Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma« findet am 3. Juni 2016 um 17 Uhr am Alexanderplatz, Weltzeituhr statt. Den Aufruf zur Demo findet Ihr weiter unten.

  1. Perspektive-Tresen: Ausbeutung im Knast
  2. Bleiberecht für alle Sinti und Roma

1. Perspektive-Tresen: Bewaffnet gegen Nazis

Die USA haben mit 2,2 Millionen Menschen weltweit den höchsten Stand Gefangener, davon sind 70 Prozent People of Color. Gefängnisunternehmen wie Corrections Cooperation of America und GEO Group betreiben private Gefängnisse und verdienen an den Gefangenen. Etwa 140 000 Häftlinge sind in über 120 privaten Knästen eingesperrt. Auch in der BRD gibt es in Form von Public Private Partnerships bereits teilprivatisierte Knäste. Mit dem von Angela Davis geprägten Begriff »Gefängnisindustrieller Komplex« wird aufgezeigt, dass Unternehmen die Gefängnisse nutzen, um ihre Verwertungsinteressen zu befriedigen. Konzerne profitieren von der Zwangsarbeit in den Knästen. Die Gefangenen werden minimal oder gar nicht entlohnt. In der BRD erhalten die Gefangenen maximal 1,87 Euro pro Stunde. Seit 2014 gibt es die Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO), in der sich Gefangene zusammengeschlossen haben, um für Mindestlohn, Sozialversicherung und Gewerkschaftsfreiheit im Knast zu kämpfen. Wir haben Aktivisten vom Berliner Free-Mumia-Bündnis eingeladen, um über die Entwicklung der Gefängnisindustrie und über den Widerstand dagegen zu sprechen. Außerdem wird ein Vertreter der GG/BO auf den Kampf von Gefangenen in der BRD eingehen.

Dienstag | 14. Juni 2016 | 19 Uhr | Bandito Rosso | Lottumstraße 10a

2. Bleiberecht für alle Sinti und Roma

Solidarität‬ mit den vom »Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma« geräumten Roma.

Demonstration zum und Dauerkundgebung vor dem Denkmal
03.06.2016 um 17:00 Uhr am Alexanderplatz, Weltzeituhr

Weil Deutschland uns abschieben will und wir keine andere Wahl haben, haben wir das “Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma« am 22.05.2016 besetzt – den Ort, an dem an unsere deportierten und ermordeten Großeltern erinnert werden soll. Die Politik sollte sich schämen. Bereits kurz nach Mitternacht wurde unser Protest gewaltvoll geräumt, unsere Kinder wurden an diesem Ort geschlagen und bedroht. Das haben wir und unsere Kinder nicht verdient. Wir befürchten, dass auch unsere Enkelkinder Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus erleben werden. Das werden wir nicht zulassen!

Deswegen werden wir am Freitag, den 03.06.2016 an diesen Ort zurückkehren. Es ist der richtige Weg, um auf unsere Situation aufmerksam zu machen. Es ist der richtige Ort! Wir haben den Platz ausgesucht aus Respekt und als Würdigung unserer im Nationalsozialismus ermordeten Vorfahren.

Wann wird Deutschland uns Sinti und Roma endlich mal als Menschen respektieren?

Wir Roma haben kein Land und kein Land schuldet uns etwas. Doch wir haben ein Recht auf ein würdevolles Leben. Das schuldet uns Deutschland! Wir fordern unser Recht in Deutschland ein! Wir verlangen eine Revision der Asylrechtsverschärfung, bedingungsloses Bleiberecht in Deutschland und gesellschaftliche Teilhabe. Das historische Versprechen, Sinti und Roma zu integrieren, muss mehr als 70 Jahre nach der Ermordung einer halben Million Angehöriger unserer Minderheit – fast einundneunzig Prozent – endlich Realität werden.

Wir werden vom Gesetz und der Politik im Stich gelassen. Alle Sinti und Roma aus dem Balkan müssen Deutschland verlassen, weil diese Länder als vermeintlich sichere Herkunftsländer bestimmt wurden. Doch für uns sind die Balkanländer nicht sicher. Dort ist unser Leben bedroht, wir werden systematisch isoliert, ausgegrenzt, verfolgt und sind staatlicher Willkür ausgesetzt. Für uns gibt es in diesen Ländern kein Leben, Abschiebung ist keine Option.

Wir erheben uns für alle Sinti und Roma. Wir werden und können nicht aufgeben! Wir kämpfen weiter und fordern alle Sinti und Roma sowie die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands dazu auf, uns in unserem Kampf um Bleiberecht und einer Lebensperspektive für Sinti und Roma zu unterstützen.

Die Solidaritätsbekundungen der Politiker und Politikerinnen und auch die Versprechen derer, die für die Räumung verantwortlich sind, sollen nicht länger leere Worte bleiben. Wir werden gegenüber vom Eingang des Denkmals bleiben, bis wir unsere Rechte, die uns in den 50er Jahren zugesprochen wurden, bekommen.

Romano Jekipe Ano Hamburg

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